Gestern 11.30 Uhr antwortete Tarek Baé auf Facebook auf den Kommentar auf Seite 2 der NRZ von heute. Geht das? Offenkundig.
„Dieses "Erdogan-Wähler sollen doch lieber in die Türkei zurück" scheint das politisch korrektere oder gesellschaftlich angesehnere "Ausländer raus" zu sein, bei dem das ganze politische Spektrum, bis ins tiefste Links mitmachen kann. Das ist eine inakzeptable Eskalation der Sprache und entspricht nicht dem europäischen Gedanken.
Wenn es Menschen gibt, die sich ausdrücken, als wären sie nicht gene an dem Ort, an dem sie leben (viel lieber woanders), dann sollte man ihnen ernsthaft helfen, diesen Zustand zu ändern, indem tatsächliche Missstände behoben werden und sie Gefallen an ihrem Leben finden. Den Zustand durch ein Wegziehen zu ändern versuchen, ist der letzte, radikalere Schritt. Wer aber so tickt, wird nirgendwo zurecht kommen, möchte ich meinen. In den meisten Fällen wird es eine Unzufriedenheit mit sich selbst sein.
Wenn Menschen, die aber ganz aktive und auch positive Teile der Gesellschaft darstellen, eine politische Entscheidung treffen und artikulieren, der man sich oppositionell gegenübersieht und man sie für ihre Position zum Endgegner der Demokratie deklariert und indirekt bis direkt eine Ausreise anbietet, ist das unfreiheitlich.
Nicht nur als Bürger, sondern besonders als Muslim stören mich natürlich auch beleidigende Dauerklagen über Deutschland. Weil es im spirituellen Sinne eben auch eine Klage über das Schicksal ist. Und vor allem eine Dokumentation der Unfähigkeit, Gutes zu sehen, geschweige denn Gutes beizutragen und an Gutes zu glauben.
Darin sind sich beide Seiten aber ähnlich. Kritikunfähig, gewissermaßen selbstherrlich und gegenüber der eigenen Verantwortung ignorant. Auch für die muslimische Mitte und für die Gesamtgesellschaft, die mit diesen extremen Gedanken nichts anfangen können, stellt sich die Frage, welche Angebote sie erbringen möchten zur Eindämmung solch extremer Potenziale. Wer behauptet, es würden schon die korrekten Voraussetzungen bestehen, ist realitätsfern.“
Zitat des Tages:
„Wir können nur hoffen, dass Merkel und andere EU-Politiker jetzt keine Tritthocker unter die Galgen in der Türkei stellen, indem sie sagen: Der Flüchtlingsdeal ist uns aber äußerst wichtig.“
Can Dündar, Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet heute gegenüber der Huffington Post
Via Junge Welt von morgen,
Bild: Hannes Grobe 06:13, 30 July 2006 (UTC) • CC BY-SA 2.5
Wer? - Was? - Wie viele betroffen?
Stand: 15.32 Uhr, 20.7.2016.
Und das.