Blüm zur Rente: Was er in Wahrheit gesagt hat

„Hier Auszüge aus dem Interview mir der Saarbrücker Zeitung: Die Rente war oft nicht sicher

Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm warnt vor Entwertung der Rentenversicherung:

… Die Höhe der Rente ist Ausdruck dafür, welchen Beitrag wir zu zahlen bereit sind, um nach einer langen Arbeitsbiografie ein auskömmliches Leben im Alter zu sichern. Wenn man aber vier Prozent des Beitrages abzweigt, wie mit der unseligen Riester-Rentenreform geschehen, dann fehlt dieses Geld in der Rentenkasse. Und am Ende zahlen die Beitragszahler sogar mehr als nach der alten Regelung, weil die Riester-Beiträge nicht vom Arbeitgeber mitfinanziert werden. …  Wenn das Rentenniveau weiter so sinkt wie in den letzen Jahren, dann kommt man in die Nähe der Sozialhilfe, was die Rentenversicherung nicht nur um ihren guten Ruf bringt, sondern auch um ihre soziale Sicherungsfunktion. Ein System, aus dem man mit Beiträgen nicht mehr bekommt als jemand, der ohne Arbeit war und auch keine Beiträge gezahlt hat, erledigt sich von selbst. … wir waren uns damals einig, dass das Rentenniveau nicht unter 64 Prozent sinken darf. Allein schon deshalb, um einen deutlichen Abstand zur Sozialhilfe zu garantieren. Bei den Reformen, die nach meiner Amtszeit kamen, wurde allerdings der Beitragssatz zur festen Größe. Er darf langfristig nicht über 22 Prozent liegen. Damit wurde jedoch das Rentenniveau zu Variablen. Das ist ein prinzipieller Unterschied. …

Quelle: Saarbrücker Zeitung

Via Nachdenkseiten Nr. 5

25 Jahre Deutsche Einheit: Die vergessenen Ost-Frauen

„Dass (ostdeutsche) Frauen die Wendeverliererinnen waren, dürfte noch vage im kollektiven Gedächtnis sein, doch die Zahlen, die Marx Ferree dazu zusammenstellt, sind ein Vierteljahrhundert später noch einmal atemberaubend: Obwohl Frauen in der DDR bis 1989 40 Prozent des Familieneinkommens erarbeiteten – die meisten in Vollzeitbeschäftigung –, waren zwei Jahre nach der Einheit 40 Prozent aller neuen Stellenangebote in Ostdeutschland ausdrücklich für Männer ausgeschrieben, elf für Frauen und nicht einmal die Hälfte geschlechterneutral. Obwohl Ost-Frauen viel häufiger in klassischen Männerberufen vertreten waren, fiel auch dort ihr Anteil rasch auf das, was der Westen für normal hielt.

Weibliche Zimmerleute mussten auf dem Arbeitsamt hören, dass „Zimmermann“ im neuen Deutschland wörtlich genommen wurde. Und die Älteren traf es besonders hart: Schon im März 1991 war die Zahl der 50- bis 60-jährigen Frauen auf dem Arbeitsmarkt um die Hälfte geschrumpft, von der verbliebenen Hälfte waren 30 Prozent arbeitslos. Die „Welle von Arbeitslosigkeit“, die die Wirtschafts- und Währungsunion der beiden Deutschlands über den östlichen Teil schickte, und der Abbau von 40 Prozent aller bisherigen Arbeitsplätze sei zwar für Männer wie Frauen traumatisch gewesen. Für Frauen aber, schreibt Marx Ferree, war von allen strukturellen Nachteilen, unter denen sie litten, dieser eine der bedeutendste: „krasse Diskriminierung“.“

Via Kaltmamsell, Volltext hier