„Dass (ostdeutsche) Frauen die Wendeverliererinnen waren, dürfte noch vage im kollektiven Gedächtnis sein, doch die Zahlen, die Marx Ferree dazu zusammenstellt, sind ein Vierteljahrhundert später noch einmal atemberaubend: Obwohl Frauen in der DDR bis 1989 40 Prozent des Familieneinkommens erarbeiteten – die meisten in Vollzeitbeschäftigung –, waren zwei Jahre nach der Einheit 40 Prozent aller neuen Stellenangebote in Ostdeutschland ausdrücklich für Männer ausgeschrieben, elf für Frauen und nicht einmal die Hälfte geschlechterneutral. Obwohl Ost-Frauen viel häufiger in klassischen Männerberufen vertreten waren, fiel auch dort ihr Anteil rasch auf das, was der Westen für normal hielt.
Weibliche Zimmerleute mussten auf dem Arbeitsamt hören, dass „Zimmermann“ im neuen Deutschland wörtlich genommen wurde. Und die Älteren traf es besonders hart: Schon im März 1991 war die Zahl der 50- bis 60-jährigen Frauen auf dem Arbeitsmarkt um die Hälfte geschrumpft, von der verbliebenen Hälfte waren 30 Prozent arbeitslos. Die „Welle von Arbeitslosigkeit“, die die Wirtschafts- und Währungsunion der beiden Deutschlands über den östlichen Teil schickte, und der Abbau von 40 Prozent aller bisherigen Arbeitsplätze sei zwar für Männer wie Frauen traumatisch gewesen. Für Frauen aber, schreibt Marx Ferree, war von allen strukturellen Nachteilen, unter denen sie litten, dieser eine der bedeutendste: „krasse Diskriminierung“.“
Via Kaltmamsell, Volltext hier