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Tsipras als Repräsentant aller griechischen Euro-Befürworter – Ein Kompromiss wäre möglich

„Dass es über 60 Prozent wurden, ist erklärungsbedürftig. Mit Sicherheit spielten folgende Faktoren eine Rolle:

  • das klare Bekenntnis zum Euro, aber auch das emotionale Auftreten von Tsipras, der sein „Charisma“ voll ausspielte und um Vertrauen auch seiner politischen Gegner warb;
  • das Engagement aller gescheiterten Ex-Regierungschefs (Simitis, Karmanlis, Samaras) für ein Ja, das viele Wähler als Zumutung empfanden, weil sie wieder mal auf die „politische Klasse hören sollte;
  • die zahlreichen Stellungnahmen und Aufrufe europäischer Politiker, die den Griechen – oft in drohender Tonlage – ein Ja abforderten, was wie immer den gegenteiligen Effekt erzeugt;
  • die offensichtlich parteiische Berichterstattung der meisten privaten TV-Kanäle, deren Tenor (in der Zusammenstellung der Nachrichten wie in den Kommentaren) wie ein Echo auf die „Interventionen“ der ausländischen Politiker klang;
  • Die Veröffentlichung eines „Zwischengutachtens“ des IWF, in dem klar festgestellt wird, dass das griechische Problem ohne eine Schuldenentlastung auf keinen Fall zu bewältigen ist – eine Feststellung, die in den Augen der Wähler einen zentralen Argumentationsstrang der Athener Regierung bestätigt hat.“
Volltext der Analyse

Zum Tage

“... Ein griechischer oder ein portugiesischer oder ein italienischer Austritt aus der Euro-Zone würde bald zu einem Zerbrechen des europäischen Kapitalismus führen. Die Folge wäre eine ernsthaft rezessionsgefährdete Überschussregion östlich des Rheins und nördlich der Alpen, während das restliche Europa in einer brutalen Stagflation versänke. Wer würde wohl von dieser Entwicklung profitieren? Eine progressive Linke, die sich in den öffentlichen Institutionen Europas wie ein Phönix aus der Asche erhebt? Oder die Nazis der Goldenen Morgenröte, die diversen neofaschistischen Bewegungen, Fremdenfeinde und Ganoven? Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, wer von beiden am meisten von einem Zerfall der Euro-Zone profitieren würde. Ich für meinen Teil bin nicht bereit, frischen Wind in die Segel dieser postmodernen Version der 1930er Jahre zu bringen. Wenn das bedeutet, dass wir es sind, die angemessen unberechenbaren Marxisten, die versuchen müssen, den europäischen Kapitalismus vor sich selbst zu retten, dann sei’s drum. Nicht aus Liebe zum europäischen Kapitalismus, zur Euro-Zone, zu Brüssel oder zur Europäischen Zentralbank, sondern allein deshalb, weil wir die unnötigen menschlichen Kosten dieser Krise minimieren wollen."

Der ganze Text der ZEIT