Willy Wimmer: Fluchtursachen

„Wir haben ohne jede Ermächtigung seitens der Vereinten Nationen – denn die müssen gefragt werden bei einem Krieg – Jugoslawien mit einem Krieg überzogen und wir haben die Infrastruktur dieses Landes – also Straßen, Brücken und Versorgungseinrichtungen – systematisch zerstört … wir haben das ganze Gebiet auf dem Balkan … strukturell lahmgelegt … Wenn wir den Menschen die Lebensgrundlage nehmen, wenn wir ihre Heimat zerbomben oder aus übergeordneten strategisch-ökonomischen Gründen lahmlegen, dann müssen wir uns natürlich nicht wundern, wenn die Menschen sich bei erstbietender Gelegenheit auf den Weg machen, dahin – nicht nur wo die Bomber gestartet sind, sondern wo auch die ökonomische Entwicklung eine bessere ist – und versuchen, da ihr Heil zu suchen…

Das sehen wir ja beispielhaft im Irak, wir sehen es beispielhaft in Afghanistan, wir sehen es beispielhaft in Syrien, wir sehen es genauso gut in Libyen. Wir haben im Zusammenhang mit den imperialen Wünschen der Vereinigten Staaten uns an deren Kriegen – und sei es logistisch – beteiligt. Wir haben diese Länder in Schutt und Asche gelegt. Wir vergessen ja überhaupt, dass es im Irak mehr als Hunderttausend Tote wegen des Zweiten Golfkriegs gegeben hat und das erstaunliche für mich ist immer, dass wir nichts dagegen in unserer Presse gehört und gelesen haben – und durch den Generalbundesanwalt auch nicht verfolgt haben – wenn afghanische Hochzeitsgesellschaften durch amerikanische Täter ums Leben gebracht worden sind. Das sind alles Entwicklungen, wo ich mich wundere, da sind die Länder in Schutt und Asche gelegt worden und da hat man hier nichts, auch nicht von Göring-Eckardt und Özdemir gehört. Und dann wird hier in einer Weise jetzt auf Gutmensch gemacht, dass ich mich frage, warum hat man’s in Afghanistan, an Ort und Stelle, wo die Menschen in ihrer Heimat hätten bleiben können, oder im Irak oder in Syrien, warum hat man’s denn da nicht gemacht? Da wäre es doch möglich gewesen…”


Via Propagandaschau