Berlin (dpo) - "Wir wären gezwungen, unsere Grundsätze aufzugeben" – mit diesen Worten begründete Christian Lindner den Abbruch der Jamaika-Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen. Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Opinion Control zufolge zeigt sich die überwältigende Mehrheit (97,6 Prozent) der Deutschen überrascht, dass die FDP angeblich Prinzipien hat.
"Moment mal, reden wir hier von der Partei, die 2009 nach einer Millionenspende aus dem Hotelgewerbe erstmal die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen kräftig gesenkt hat?", fragt Karina R. (41) aus Bremen ungläubig. "Und ist das dieselbe Partei, die in der Geschichte der Bundesrepublik für ein paar nette Pöstchen immer bereit war, mit jedem zu koalieren, der gerade die nötigen Prozente hat? Wow!"
Manche fragen sich, wie diese angeblichen "Grundsätze" der FDP denn aussehen. "Welche Prinzipien sind das denn im Speziellen? Waren die anderen beiden Parteien nicht lobbyistenfreundlich genug? Hat irgendjemand aus Grünen, CDU oder CSU etwa mit dem Gedanken gespielt, keine Politik für die Großkonzerne zu machen? Also nicht, dass ich das denen zutrauen würde, aber um die FDP in einen moralischen Konflikt zu bringen – also da gehört schon einiges dazu", findet Gregor L. (58) aus Memmingen.
Wieder andere brachen sofort in lautes Gelächter aus: "Der Lindner! Grundsätze! Köstlich! Was für ein Comedy-Talent! Und da sag noch einer, Politiker hätten keinen Humor", so Tim F. (21) aus Hamburg. "Dass der das rüberbringt, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Respekt!"
Unter FDP-Anhängern herrscht hingegen Ratlosigkeit. Viele haben inzwischen die Parteizentrale angeschrieben und fordern Aufklärung darüber, "wie diese Prinzipien denn bitteschön lauten, seit wann wir sie haben und ob sich dagegen etwas unternehmen lässt". Zahlreiche Mitglieder seien zudem aus der Partei ausgetreten – aus Angst, sich ebenfalls damit zu infizieren.