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Christentum für Neuabendländler

In diesen politisch bewegten Zeiten finden sich in Deutschland immer mehr Menschen zusammen, die erstmals mit dem christlichen Abendland, seinen Werten, seiner Religion und Kultur in Berührung kommen. Oftmals kommt es dabei aus Ahnungslosigkeit und Unkenntnis zu bedauerlichen Mißverständnissen und Schwierigkeiten, ein gesellschaftlich angemessenes Verhalten an den Tag zu legen. Ein Weg, unangenehmen Situationen vorzubeugen und das Zusammenleben in Deutschland zu erleichtern, besteht im Erstellen von Flyern und kleinen Informationsbroschüren, die über die hiesige Kultur und ihre Gepflogenheiten aufklären. Da möchte DWüdW, stets im Dienste für den Frieden und die Freundschaft zwischen allen Völkern und Nationen (außer Frankreich), einen bescheidenen Beitrag leisten und eine kleine und handliche Übersicht über den christlichen Glauben bereitstellen. Für manch einen Neuabendländer mag diese kompakte Einführung nützlich sein, und vielleicht kann auch der ein oder andere Flüchtling davon profitieren…

Christliche Kultur kompakt

1. Geschichte

Die Geschichte des Christentums ist nicht weiter kompliziert und schnell erzählt. Es begann vor langer Zeit mit einer kleinen Weltuntergangssekte für Ziegenhirten in einem nahöstlichen toten Winkel des römischen Reichs. Kein gebildeter und zivilisierter Mensch dieser Zeit, als solcher ohnehin eher in Alexandria, Athen oder Rom zu hause, hätte diesen Unsinn auch nur für eine Sekunde ernst genommen. Es mag heute schwer vorstellbar sein, aber in der antiken Welt hatte das junge Christentum in etwa ein Standing wie es heute eine UFO-Sekte aus Erfurt hätte. Allerdings hatte die neue Religion einen entscheidenden Pluspunkt: Pflegten andere Religionen Stärke und Macht zu bevorzugen und sich um Herrscher und Helden zu sorgen, lehrte das Christentum dagegen all die Verlierer, Habenichtse und Vergessenen der Welt, dass dem Schöpfer des Universums gerade an ihnen besonders viel läge. Und da aus irgendeinem komischen, noch von keinem eminenten Denker bisher analysierten Grund die Verlierer, Habenichtse und Vergessenen überall und immerfort den größten Teil einer Gesellschaft ausmachen, fand die christliche Lehre den idealen Nährboden für ihre Ausbreitung.

Als dann im frühen 4. Jahrhundert ein junger, aufstrebender Usurpator namens Konstantin unter Einbeziehung der militärischen Option nach der Macht im ganzen römischen Reich griff, da fragte er sich, wie er seine Soldaten zu robusten Maßnahmen zur Stabilisierung der Sicherheitslage gegen einen zahlenmäßig überlegenes Heer ordentlich motivieren könnte. Er entschied sich für ein christliches Symbol als brandneues Feldzeichen, faselte irgendwas von einer Vision, und tatsächlich kam er mit der Nummer durch. Er gewann, eher wegen eines strategischen Patzers seines Gegners als mit göttlicher Hilfe, die Schlacht an der Milvischen Brücke, die Welt wurde die seine, und der Aufstieg des Christentums von einer drolligen Weltuntergangssekte hin zu einer die Menschheitsgeschichte prägenden Macht war nicht mehr aufzuhalten.

2. Lehre

Die Einzelheiten der christlichen Lehre sind, wie bei Weltuntergangs- und UFO-Sekten ja nicht unüblich, etwas verworren und mitunter bizarr. Das macht aber weiter nichts, die meisten Christen kennen die Details auch nicht, von Verstehen gar nicht erst zu reden. Im Wesentlichen zeichnet sich das Christentum durch eine tief verwurzelte Friedfertigkeit und Menschenliebe aus, so lehrt die Heilige Schrift z.B.

"Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen"

Mt 5, 44

"Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin."

Mt 5, 39

Man muss sich den Christen also in etwa so friedfertig und harmlos vorstellen wie einen Buddhisten im Coffee-Shop. Nun mag man sich schon fragen, wie eine Religion mit einer so rückgratlosen Weicheier-Agenda jemals zur erfolgreichsten Religion der Welt hat aufsteigen können? Dies liegt an einer bemerkenswert hohen Adaptionsfähigkeit des christlichen Denkens. Dienten die Christen zur Zeit, als sie über keinerlei politische Macht verfügten, unter Lobpreisungen des Herrn noch bereitwillig als Löwenfutter, erklärte Papst Gregor I, im 6. Jahrhundert in einer soliden Machtposition, dass man Ungläubige ruhig solange foltern könne, bis sie die Wahrheit der christlichen Friedensbotschaft endlich erkennen. Bei der Eroberung der Amerikas tauften die Pfaffen die Einheimischen erst bevor die Konquistadoren sie dann erschlugen. So erretteten sie deren unsterblichen Seelen und es kam zu dem positiven Nebeneffekt, dass die so Erretteten ihrer irdischen Reichtümer nicht länger bedurften, so dass man diese getrost an sich nehmen konnte.

Dem modernen Betrachter mag es schwer vorstellbar sein, dass die Christen diese menschenverachtende Heuchelei wirklich geglaubt haben. Man sollte aber bedenken, dass heutige Christen auch ernsthaft glauben, ihre Armeen bombardierten andere Länder der Welt nur, um die Menschen dort von Tyrannei und Elend zu erretten. Und dass der Zugriff auf die dortigen Öl- und Gasvorräte höchstens ein Nebeneffekt sei zur bescheidenen Gegenfinanzierung der geleisteten Wohltaten.

3. Haltung zu Flüchtlingen

Die Bibel ist voll von zentralen Figuren mit Migrationserfahrungen. Abraham ist als Armutsflüchtling nach Ägypten gegangen, der menschgewordene Gott ist in seiner Daseinsform als Baby-Jesus vor einer politisch motivierten Säuberungswelle mit seiner Mutter und deren Ehemann ins Ausland geflohen und die Urchristen sind andauert vor religiöser Verfolgung abgehauen. Da ist es nur konsequent, daß die Bibel von Anfang bis Ende eine durchgehend positive Haltung gegenüber Flüchtlingen einnimmt, z.B.:

"Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott."

3. Mose, 19, 34

Ja, da lässt das Wort Gottes des Allmächtigen zur Abwechslung mal wenig Spielraum für Interpretationen. Er verzichtet auf jede Art von Einschränkungen wie "sofern sich die Fremden integrieren""bis eine Obergrenze erreicht ist" oder "sofern die Fremden den örtlichen Fussballverein in die Champions League schiessen". Es ist daher kaum denkbar, dass ein christliche Politiker auf die Idee käme, durch irgendwelche einschränkenden Forderungen den Willen Gottes infrage zu stellen.

Ebenfalls eher unchristlich ist die Idee der Kollektivschuld und Kollektivstrafe. Die christliche Kultur betont sehr die individuelle Verantwortung und ggf. Schuld, was sich zum Beispiel in Abrahams Konversation mit Gott anlässlich der angedachten Zerstörung von Sodom und Gomorrah zeigt:

"Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten dort? Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen. Dann ginge es ja dem Gerechten genauso wie dem Ruchlosen. Das kannst du doch nicht tun. Sollte sich der Richter über die ganze Erde nicht an das Recht halten? Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfzig Gerechte finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben. Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde. Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun. Und weiter sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde. Darauf sagte er: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie um der zwanzig willen nicht vernichten. Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Und wiederum sprach er: Ich werde sie um der zehn willen nicht vernichten. Nachdem der Herr das Gespräch mit Abraham beendet hatte, ging er weg und Abraham kehrte heim."

1. Mose 18, 24-33

Zugegeben, das mag jetzt etwas umständlich und langatmig formuliert worden sein, aber unter literarischen Gesichtspunkten ist das Wort Gottes nun mal noch ausbaufähig. Auf jeden Fall fand Gott dann nur einen Gerechten, den aber ließ er zumindest aus der Stadt führen bevor er ihr mit gezielten Luftschlägen ein verdientes Ende bereitete. Man sieht also, es wäre im christlichen Wertesystem schwer vorstellbar, eine ganze Gruppe von Menschen, sagen wir man "Nordafrikaner", pauschal zu verurteilen und eine Einzelfallprüfung zu verweigern, selbst wenn es nur zehn Gerechte unter ihnen geben sollte.

4. Praxis des Zusammenlebens

In der Praxis mag es unter Umständen zu einigen Widersprüchen im Verhalten der Christen und der christlichen Kultur als solche kommen. So kann es durchaus passieren, dass Menschen die christlichen Werte preisen und verteidigen und mit "christlichen Werten" den Weihnachtsbaum und den Osterhasen meinen und sonst nichts. Hier aber sollte man einfach den christlichen Hang zu Heuchelei und Lüge für sich arbeiten lassen. Auch wenn man sich dabei ein bisschen blöd vorkommen mag, stellen Sie einfach am Jahresende einen abgehackten Tannenbaum in ihre Wohnung, stopfen sie die Hammelkeule vor dem Braten kleingehackt in des Hammels eigenen Darm zurück und betonen Sie, daß Sie Frauen respektieren, sofern diese in der Gemeinde schweigen und alte Männer in komischen Klamotten vor einer Abtreibung oder Scheidung um Erlaubnis fragen. Schon werden sie keine Probleme mehr mit den Verteidigern des christlichen Abendlandes haben!

Und nun viel Spaß im christlichen Abendland!

via EINE ZEITUNG