Sie lügen, dass sich die Balken biegen (auf denen die Särge liegen).

Dalibor Topić (@robilad): Da war der Zensor der Hamburger Schulbehörde wohl mal pinkeln, denn bisher hat sich die Behörde standhaft geweigert Auskunft über die Ergebnisse der Analyse des ersten großen Ausbruchs an Hamburgs Schulen zu geben.

Jetzt ist auch klar warum: der Senat hat Hamburg getäuscht. 

Dalibor Topić (@robilad): Wie es in der Antwort nach eingehender generischer Sequenzierung  heißt:

„Infektionen/Übertragungen haben in der Schule stattgefunden.“

Das hörte sich beim Senat aber noch ganz, ganz anders an.

https://fragdenstaat.de/anfrage/prazise-ergebnisse-der-genetischen-sequenzierung-des-coronavirus-heinrich-hertz-schule-hamburg/

Dalibor Topić (@robilad): Die ersten Berichte über das Infektionsgeschehen an der Heinrich Hertz Schule tauchten Anfang September auf. Am 6.9. bestätigte die Hamburger Schulbehörde dann mal *einen* Fall an der Schule, nachdem bereits die Schulleitung die Eltern über einen weiteren Fall informiert hatte.

Dalibor Topić (@robilad): Es lief sogar schon längst die Planung für die erste Massentestung an einer Hamburger Schule ab, während die Schulbehörde noch fleißig dem Irakischen Propagandaminister nacheiferte. Sowas ist teuer, das macht man nicht wegen eines zufälligen Falles.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/coronavirus/Corona-Schulklassen-in-Winterhude-in-Quarantaene,corona4308.html

Dalibor Topić (@robilad): Einen Tag später, war es dann auch klar, dass es nicht bei Einzelfällen bleiben würde. Nachdem der Test bei den Lehrern durchgeführt wurde, gab es bereits sieben bestätigte Fälle. Damit war die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um lauter Einzelfälle handelt, geringer als Lotto 6er

Dalibor Topić (@robilad): Die Schulbehörde kommentierte die Möglichkeit der höchstwahrscheinlich dadurch nachgewiesenen Ansteckung in der Schule am 7.9. so:

„Es deute Einiges darauf hin, sagte Schulbehördensprecher Peter Albrecht zu NDR 90,3. Doch gesichert sei das nicht.“

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/coronavirus/Corona-15-Schulklassen-an-Hamburger-Schule-in-Quarantaene,corona4312.html

Dalibor Topić (@robilad): Am nächsten Tag schaltet sich die Gesundheitssenatorin Leonhard in die Öffentlichkeitsarbeit ein, und weil es der erste dokumentierte große Ausbruch ist, ist es ihr besonders wichtig in dem Kontext dieses Ausbruchs von Einzelfällen zu sprechen.

https://www.welt.de/regionales/hamburg/article215297024/Leonhard-Corona-Infektionen-in-Schulen-Einzelfaelle.html

Dalibor Topić (@robilad): Was gibt zu diesem Zeitpunkt keine Anhaltspunkte für die Einzellfall-Theorie des Senats. Die wird es auch im weiteren Verlauf des Geschehens an der Heinrich Hertz Schule nicht geben, da die Behauptung von Senatorin Leonhard frei erfunden ist.

Dalibor Topić (@robilad): Einen Tag später meldet sich die Hamburger Schulbehörde mit einer Pressemeldung zu Wort. Am 9.9. sind es schon 29 Infizierte Schüler und Lehrer an der Heinrich Hertz Schule, und die Auswertung der Tests ist noch längst nicht abgeschlossen. Kein Grund für Zurückhaltung für Rabe.

Dalibor Topić (@robilad): So behauptet die Hamburger Schulbehörde erst mal einfach „In allen bislang bekannten Fällen haben sich die infizierten Schülerinnen und Schüler sowie Schulbeschäftigten nicht in der Schule infiziert.“ ohne dass eine entsprechende genetische Sequenzierung stattgefunden hätte.

Dalibor Topić (@robilad): Die Heinrich Hertz Schule sei ein ungewöhnlicher Einzelfall:

„Bislang wurden an einzelnen Hamburger Schulen zwar immer wieder infizierte Schüler oder Lehrkräfte entdeckt, anders als in der Heinrich-Hertz-Schule kam es aber dabei niemals zu Übertragungen innerhalb der Schule.“

Dalibor Topić (@robilad): In der Folgewoche kommt es zum nächsten ungewöhnlichen Einzelfall eines Ausbruchs an der Reformschule Winterhude, kaum einen Kilometer entfernt von der Heinrich Hertz Schule in Winterhude, gefolgt vom nächsten ungewöhnlichen Ausbruch an der Julius Leber Schule. Zufälle gibt‘s.

Dalibor Topić (@robilad): Die Schulbehörde weicht die Einzelfall-Theorie nun etwas auf, denn Angesicht von über 30 Fällen, läßt die sich nicht mehr so halten, und zwar so, dass es nunmehr vor allem Einzelfälle sein sollen, und nur ganz wenige Ansteckungen in der Schule erfolgt ein sollen, wenn überhaupt.

Dalibor Topić (@robilad): „So haben sich gleich mehrere Schüler unabhängig voneinander zu Hause in ihren Familien infiziert und das Virus in die Schule getragen. Darunter waren wohl einige Kinder, die trotz eindeutiger Symptome nicht zu Hause geblieben sind“

Gleich mehrere Einzelfälle, so die Behörde.

Dalibor Topić (@robilad): Besonders perfide hier der Verweis auf die eindeutigen Symptome, weil die Hamburger Schulbehörde zwei Wochen vor dem Ausbruch einen „Schnupfenplan“ eingeführt hat, der den Besuch der Schule bei Symptomen ausdrücklich vorsieht. 

https://www.bsb-hamburg.de/index.php?id=401#c6704

Dalibor Topić (@robilad): „Bei Kindern bis einschließlich Klasse 4 ist ein einfacher Schnupfen kein Grund mehr, nicht am Unterricht teilzunehmen und bei älteren Schülern ist ein einfacher Schnupfen ebenfalls kein Grund für einen Corona-Verdacht.“

So die Hamburger Schulbehörde in ihrem Newsletter am 28.8.

Dalibor Topić (@robilad): Rabe behauptet am 9.9. in der Pressemeldung:

„Im Vergleich zu den vielen anderen zulässigen öffentlichen Angeboten wie Reisen, Feiern, Sport, Einkaufen oder Restaurantbesuchen ist der Besuch einer Schule sogar sehr sicher.“

Das stimmt schon damals nicht, aber das ist ihm egal.

Dalibor Topić (@robilad): Rabe behauptet auch am 9.9.

„Ich bin auch sehr beruhigt darüber, dass die Gesundheitsämter bei einem an Corona erkrankten Schüler oder Schulbeschäftigten sofort handeln und Reihentests und Quarantänen veranlassen.“

https://www.hamburg.de/bsb/pressemitteilungen/14296912/2020-09-09-bsb-zwischenbilanz-vier-wochen-unterricht/

Dalibor Topić (@robilad): Tatsächlich fangen zu diesem Zeitpunkt Hamburgs Gesundheitsämter unter dem Druck der Kontaktnachverfolgung der Fälle an den Schulen bereits umzukippen. Ein paar Tage nach Rabes Äußerung sitzt schon die Bundeswehr in Hamburgs Gesundheitsämtern und hilft:

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/bundeswehr-soldaten-im-corona-dienst-habe-kein-verstaendnis-mehr-fuer-corona-leugner-a-e026fb83-c1e4-44de-818d-1b9c99e11436

Dalibor Topić (@robilad): Am 14.9. sind es dann schließlich 36 Fälle an der Heinrich Hertz Schule, von etwa 600 getesteten Personen, 6% der getesteten Personen waren also infiziert. Zu dem Zeitpunkt liegt die Positivenquote von Corona Tests in Deutschland bei etwa einem Prozent.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/coronavirus/Corona-36-Schueler-der-Heinrich-Hertz-Schule-infiziert,corona4376.html

Dalibor Topić (@robilad): Auch am 14.9. fast alles Einzelfälle:

„Laut Auskunft des zuständigen Gesundheitsamtes Hamburg-Nord steckten sich viele Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule an. In einer Klasse deute aber vieles auf eine Infektionskette innerhalb der Schule hin, sagte Albrecht.

Dalibor Topić (@robilad): Die Sicht der Schulbehörde bestätigen soll eine Studie. Doch von der ist bald keine Rede mehr. Nachfragen zu den Ergebnissen von Journalisten der Zeit werden noch Mitte Dezember von den Hamburger Behörden abgeblockt:

https://newsletterversand.zeit.de/swyn?provider=twitter&part=p_252FmainColumn_252FdynamicContainer_2E13_252FmainColumn_252FtextAndImage_2E2-GN-Y5GOWZ&action=show&mailing=48HL29TX-4CL7VG&wt_zmc=nl.int.zonaudev.%24name_des_mandanten.replace%28%22___%22%2C+%22_%22%29.replace%28%22__%22%2C+%22_%22%29_%24name_des_mailings.replace%28%22__%22%2C+%22_%22%29.replace%28%22___%22%2C+%22_%22%29.nl_ref.zeitde.bildtext.link.%24DateTimeHelper.formatDate%28%22yyyyMMdd%22%2C%24started%29&utm_medium=nl&utm_campaign=nl_ref&utm_content=zeitde_bildtext_link_%24DateTimeHelper.formatDate%28%22yyyyMMdd%22%2C%24started%29&utm_source=%24name_des_mandanten.replace%28%22___%22%2C+%22_%22%29.replace%28%22__%22%2C+%22_%22%29_%24name_des_mailings.replace%28%22__%22%2C+%22_%22%29.replace%28%22___%22%2C+%22_%22%29_zonaudev_int&m2u=48J528SO-48HL29TX-9MF1X&mailing=48HL29TX-4CL7VG

Dalibor Topić (@robilad): „Die präzisen Ergebnisse der genetischen Sequenzierung müssten Sie bitte beim Gesundheitsamt erfragen«, schreibt Peter Albrecht, Sprecher des Schulsenators, Ende Oktober.“

Der Hamburger Schulbehörde sind diese Ergebnisse also bereits seit Oktober bekannt.

Dalibor Topić (@robilad): „Für uns ergaben sich leider keine relevanten Erkenntnisse, aus denen sinnvolle schulische Schutzmaßnahmen abgeleitet werden könnten.“ behauptet die Schulbehörde dann auch noch, Ende Oktober.

Leider steht nur in den Ergebnissen das genaue Gegenteil der Behauptung der Behörde.

Dalibor Topić (@robilad): Dies alles geschieht Ende Oktober - als bereits klar ist, dass der Ausbruch an der Heinrich Hertz Schule nichts mit Einzelfällen zu tun hat, und an Schulen also Infektionen sehr wohl geschehen. Statt im Oktober zu handeln, redet der Senat lieber davon, die Schulen seien sicher.

Dalibor Topić (@robilad): Die Schulbehörde ignoriert nicht nur diese Ergebnisse, sondern fabriziert unter Hochdruck eigene „Studien“, die das Gegenteil beweisen sollen. Nachdem also die genetische Sequenzeirungsstudie nicht das gewünschte Ergebnis hatte, soll es die nächste Studie richten.

Dalibor Topić (@robilad): Ein paar Wochen nachdem die Zeit Ende Oktober anfängt unangenehme Fragen zu stellen, beauftragt daher die Hamburger Schulbehörde eine Studie, und setzt auch gleich mal das erwartete, richtige Ergebnis dieser Studie voraus, denn diesmal soll wirklich nichts schief gehen.

Dalibor Topić (@robilad): „Die KMK werde „eine neue externe Studie beauftragen, die auf Basis der Hamburger Schuldaten belegen soll, dass Schulen vergleichsweise sicher und eben keine Treiber der Pandemie sind und daher auch weiterhin am Präsenzunterricht festgehalten werden soll“

https://www.tagesspiegel.de/wissen/infektionen-zu-80-prozent-ausserhalb-hamburger-zahlenspiele-um-die-schulen-offen-zu-halten/26640474.html

Dalibor Topić (@robilad): Journalisten finden die Idee einer Studie, bei der das Ergebnis von vornherein fest steht, jedoch ziemlich fragwürdig. Kommentar des Senators am 19.11:

Die Wortwahl sei „unglücklich“, gab Rabe zu: „Natürlich wollen wir wissen, was Sache ist.“

Viele Wochen nach der Sequenzierung

Dalibor Topić (@robilad): Diese Studie wird es nach Recherchen von Panorama tatsächlich erst nächsten Sommer geben. Bis Mitte Dezember lagen den Forschern nicht mal die vielbeschworenen Hamburger „Daten“ der Schulbehörde vor.

https://www.tagesschau.de/investigativ/panorama/schulen-corona-kmk-studie-101.html

Dalibor Topić (@robilad): Aber das alles störte den Hamburger Senat so rein gar nicht, und zwei Wochen, nachdem die Zeit sich mal nach den Daten aus den Heinrich Hertz Studie erkundigt hatte, veröffentlichte die Schulbehörde eine Pressemeldung, um Hamburg zu täuschen.

Dalibor Topić (@robilad): Am 19.11 behauptete Senator Rabe für den Senat:

„Es ist nicht logisch und auch nicht empirisch belegt, dass sich infizierte Kinder und Jugendliche vor allem in der Schule infizieren.“

Dabei hatte die Heinrich Hertz Studie genau das empirisch belegt.

https://www.hamburg.de/coronavirus/14644922/2020-11-19-bsb-coronadaten-schulen/

Dalibor Topić (@robilad): Die Behörde wusste schon davor:

„Von den untersuchten und verwertbaren Proben ist eine hohe Anzahl von identischen Genomsequenzen identifiziert worden. Daher ist die überwiegende Mehrzahl der Übertragungen höchstwahrscheinlich auf eine einzige Infektionsquelle zurückzuführen“

Dalibor Topić (@robilad): Bereits im Oktober war Rabe und dem Senat also klar:

„Die Möglichkeit, dass der Ausbruch aus unabhängigen Einträgen resultiert kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.“

Dalibor Topić (@robilad): Den Hamburgern dieses Ergebnis zu verschweigen, und stattdessen am 19.11. das genaue Gegenteil wider besseres Wissen zu behaupten, sollte für den Senator zumindest politische Konsequenzen haben.

Seit dem ersten großen Ausbruch an einer Schule in Hamburg starben grundlos Hunderte

Dalibor Topić (@robilad): Danke für nichts, Hamburger SPD und Grüne. Danke für nichts.

Originalquelle:

„... das Heinrich-Pette-Institut (HPI) und das UKE haben im September in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Hamburg-Nord den von Ihnen erwähnten Schulausbruch an der Heinrich Hertz Schule untersucht und dadurch die folgenden Erkenntnisse gewonnen: Infektionen/Übertragungen haben in der Schule stattgefunden. Von den untersuchten und verwertbaren Proben ist eine hohe Anzahl von identischen Genomsequenzen identifiziert worden. Daher ist die überwiegende Mehrzahl der Übertragungen höchstwahrscheinlich auf eine einzige Infektionsquelle zurückzuführen. Die Möglichkeit, dass der Ausbruch aus unabhängigen Einträgen resultiert kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

Geplant ist, dass das HPI und das UKE zu gegebener Zeit eine wissenschaftliche Publikation zu dieser (und anderen Untersuchungen von Ausbruchsgeschehen in Schulen) veröffentlichen werden.“

Update 2.1.2021

Siehe auch hier