„Leugnen, abwiegeln, verharmlosen: Politiker und Geheimdienstler zeigen im Überwachungsskandal klassische Verhaltensmuster von Abhängigen. Die Diagnose: Spähsucht. Da hilft nur kalter Entzug.“
Wenn die Diagnose stimmt – und vieles spricht dafür, dann hilft nur das, was bei anderen Suchterkrankungen hilft. Wer bei Alkoholismus beschwichtigt, verharmlost und vertuscht, wer relativiert, erklärt und Langmut zeigt, übernimmt die Rolle des Co-Alkoholikers bzw. der Co-Alkoholikerin. Ja, Sascha Lobo, der Vergleich stimmt. Auch die Zersetzung der Persönlichkeit ist ähnlich und zwar bei Alkoholikern und Opfern und Co-Alkoholikern.
Schaut man sich aber die Anzahl von Alkoholkranken in bestimmten Gremien an, wundert einen das massenhafte Auftreten von Spähikerinnen und Spähikern nicht. Die Disposition zur Sucht ist schon länger vorhanden.
Bis es zum Aufsuchen von Gruppensitzungen der Anonymen Spähiker kommt, bedarf es eines starken individuellen Leidensdruckes.