Pandemie und Cargo-Kulte

Mela Eckenfels (@Felicea): Ich muss in letzter Zeit viel über Cargo-Kulte im Zusammenhang mit der Pandemie nachdenken. Einfach weil so vieles, was abläuft, sich jeder rationalen Erklärung entzieht.

Mela Eckenfels (@Felicea): Cargo-Kult im Sinne von symbolischen und oft sinnlosen oder gar kontraproduktiven Ersatzhandlungen, die die Pandemie beenden sollen.

(Eine ausführliche Erläuterung des Begriffs folgt im Video weiter unten. ms)  

Eckenfels (@Felicea): Nehmen wir die Masken- und Lockdown-Gegner. Beiden Maßnahmen zusammen ist erst mal gemein, dass sie eine Umstellung des eigenen Lebens erzwingen, neu sind und dass sie einem aufgezwungen werden.

Mela Eckenfels (@Felicea): Masken selbst sind aber für die allermeisten Menschen absolut kein Problem, sondern eher eine kleine Unannehmlichkeit, an die man sich theoretisch schnell gewöhnen könnte.

Mela Eckenfels (@Felicea): Vor allem ist es eine verhältnismässig niedrigschwellige Methode, sich gegen die Ansteckung mit und Übertragung eines Virus zu schützen. 

Dem gegenüber steht aber ein Widerstand gegen das Tragen von Masken, der absolut unverhältnismässig ist.

Mela Eckenfels (@Felicea): Das fängt an mit den Versuchen, zu beweisen, dass Masken ohnehin  nichts nutzen. Was wiederum an die Versuche der Beweisführung, das Fahrradhelme nichts nutzen erinnert. In beiden Fällen ist die Antwort eigentlich ein No-brainer. Barriere zwischen sich und der Umwelt.

Mela Eckenfels (@Felicea): Barriere zwischen Schädel und Asphalt. Barriere zwischen Nase und Ausatemluft des Gegenübers. 

Natürlich wäre es sinnvoll, sich darüber zu unterhalten, welche Stoffe sich für Masken eignen, welche wirklich schützen, welche nur ein Placebo sind. Darum ging es aber ja nie.

Mela Eckenfels (@Felicea): Sondern, zieht man das Fazit aus den Behauptungen: Masken nützen nichts & die Maschen sind zu groß, um Viren oder Bakterien zurückzuhalten, aber Kohlendioxid kann nicht mehr entweichen, man bekommt keinen Sauerstoff mehr und es bleiben hochgefährliche Bakterien und Pilze hängen.

Mela Eckenfels (@Felicea): Das geht bis zu den armen Kindern, die an den Masken gestorben sind. Ihr kennt alle das Video. Das geht bis hin Masken als Maulkorb* zu bezeichnen, was sie natürlich nicht sind. Das geht hin, bis Masken als Symbol der Freiheit oder deren Abwesenheit zu sehen.

Mela Eckenfels (@Felicea): *hat übrigens auch viel mit nicht aufgearbeitetem Kolonialismus zu tun, bzw. dem kritiklosen Umgang damit. Dazu könnte @juergenzimmerer sicher einiges sagen.

Mela Eckenfels (@Felicea): Und das gipfelt darin, Menschen, die Masken tragen, am Rande der Querdenker-Demos diese wegzureissen, das Tragen einer Maske sogar im Krankenhaus zu verweigern, selbst wenn die Gesundheit des eigenen Kindes auf dem Spiel steht, oder Bannern auf Facebook.

Mela Eckenfels (@Felicea): Auf denen dann "keine Maske für niemand" steht. 

Ich meine, warum? Klar, kann man die Maske für sich selbst ablehnen und sich selbst einreden 'keine Angst' zu haben. Aber warum fordert man es für andere?

Mela Eckenfels (@Felicea): Man sieht, denke ich, dass dahinter völlig irrationales und ja, kultartiges Verhalten steht, wenn das Leben anderer Menschen (die Risikogruppen angehören könnten) oder sogar weniger gesichtslos, Leben oder Gesundheit des eigenen Kindes auf dem Spiel stehen.

Mela Eckenfels (@Felicea): Verhalten, das auch gar keinen Sinn ergibt, außer man redet sich ein, es gäbe die Pandemie gar nicht. Was einige ja auch tun. Aber eben nicht alle. 

Das gleiche Spiel bei Lockdowns. Sie nutzen nichts, sie schaden nur (und zwar langfristig, auf Generationen hinaus!).

Mela Eckenfels (@Felicea): Da wird immer wieder behauptet, Rückgänge lägen nicht am Lockdown, sondern an XYZ (auch wenn die Zahlen mit ca. 2 Wochen Verzug nach Ende des Lockdowns dann entsprechend in die Höhe schnellen) etc.

Mela Eckenfels (@Felicea): Und, dass einfach so weiterleben am Besten für alle wäre.

Und das, obwohl man deutlich sieht, dass fehlende Maßnahmen oder unzureichende Maßnahmen in verhältnismässig kurzer Zeit das Gesundheitssystem an seine Grenzen bringt.

Mela Eckenfels (@Felicea): Mal von dem unnötigen Verlust von Menschenleben ganz abgesehen. 

Aus der Entwicklung, die es trotz 'Lockdown ultra light', Masken, und der freiwilligen Selbstisolation von vielen Menschen, die das Privileg dazu haben, gibt, könnte man extrapolieren, wie es ohne aussähe.

Mela Eckenfels (@Felicea): Dazu braucht man auch keinen Modellierer, der einem erst ein Diagram malt.

Und wem es an Fähigkeit fehlt, das im Kopf zu überschlagen, der braucht nur mal in die Länder schauen, die das mit der schnellen Herdenimmunität versucht haben. Schweden, UK, USA, Brasilien.

Mela Eckenfels (@Felicea): Und dennoch immer wieder die Forderung, nach einem Ende der Maßnahmen. 

Nach einer Rückkehr zur Normalität. 

Genau an dieser Stelle sehe ich die Parallelen zu Cargo-Kulten.

Mela Eckenfels (@Felicea): Weil es symbolische Ersatzhandlungen sind. 

Masken weg. Kontaktbeschränkungen weg. 

Normalität ist wieder hergestellt und die Pandemie damit beendet.

Mela Eckenfels (@Felicea): Wer so kultisch, magisch denkt, für den sind im umgedrehten Sinne natürlich Masken und Kontaktbeschränkungen die Kulthandlungen, die die Pandemie erst herbeirufen.

Mela Eckenfels (@Felicea): Wem das jetzt zu absurd klingt: ich glaube, dass ich damit durchaus den Nagel bei einem Teil auf den Kopf getroffen habe und zwar nicht nur bei den Hardcore-Leugnern. 

Es gibt immer wieder Aussagen, die meine Vermutungen in diese Richtung bestätigen.

Mela Eckenfels (@Felicea): Denn gerade auch aus Kreisen der Wirtschaft wird absolut irrational agiert. 

Natürlich sind die Kontaktbeschränkungen schlecht für die Wirtschaft. Vor allem stellen sie ganze Branchen wie die Veranstaltungsbranche, die Gastronomie sehr kurzfristig vor existenzielle Probleme.

Mela Eckenfels (@Felicea): Aber gerade Menschen in der Wirtschaft müsste auch klar sein, dass eine in die Länge gezogene Pandemie, bei der immer wieder nachjustiert werden muss, um den gesellschaftlichen Kollaps zu vermeiden, schlechter ist, als kurze aber harte Maßnahmen.

Mela Eckenfels (@Felicea): Gerade Menschen in der Wirtschaft müsste auch klar sein, dass eine Situation, wie jetzt in UK oder ganz extrem, wie in Manaus, auch nicht gut ist. 

Viele Krankenstände bedeuten schon in extremeren Grippe-Jahren Einbrücke, die die Wirtschaft eigentlich gerne vermeiden würde.

Mela Eckenfels (@Felicea): Erneut: um sich vorstellen zu können, was passiert, wenn wir gar nichts unternehmen, braucht es nicht viel Phantasie, nicht viel Berechnung. Man sieht sich einfach die Verläufe an, die wir schon hatten und extrapoliert.

Mela Eckenfels (@Felicea): Oder man sieht zu den vorhin genannten Ländern. 

Man kann sich auch aussrechnen, dass das nicht nur wegen der Krankenstände nicht so richtig gut aussehen würde. 

Weil Leid und Trauer das Konsumverhalten jetzt auch nicht so super anheizt. Außer für gewisse Branchen.

Mela Eckenfels (@Felicea): Also auch hier sind die Rufe nach der Rückkehr zur Normalität nicht so wirklich rational. Eigentlich ruft die Wirtschaft laut nach der für sie im Endeffekt dümmsten möglichen Situation.

Mela Eckenfels (@Felicea): Und es gibt ja durchaus einige Positivbeispiele, die durch rasches, hartes und zielgerichtetes Handeln tatsächlich so etwas wie Normalität erreichen konnten. Immer noch Normalität mit Sonderstatus, aber normaler, als das, was wir gerade haben.

Mela Eckenfels (@Felicea): Aber auch hier: die Ersatzhandlung ist die Wiederherstellung der Normalität und damit ist, so der Glaube, die Pandemie gebannt. 

Zu der Normalität gehört natürlich auch, dass die Schulen normal besucht werden und alle normal zur Arbeit gehen.

Mela Eckenfels (@Felicea): Aber auch hier: die Ersatzhandlung ist die äußerliche Wiederherstellung der Normalität. Das Ziel ist die Beendigung der Pandemie durch das Herstellen von Normalität.

Mela Eckenfels (@Felicea): Aber mit Rationalität, mit Wissenschaft, mit vernunftgesteuertem Verhalten hat das alles nichts zu tun.

Es ist Instinktsteuerung. Es sind Kulthandlungen.

—-

Zur Begriffsklärung (Video) 


—-

Update 23.1.2021:

 https://publikum.net/der-cargo-kult-und-die-pandemie/