Martin Sonneborn über den Alltag in Brüssel (2.3.2019)

„Es gibt viele Leute, die ich nicht grüße, obwohl ich wohlerzogen bin“

Foto: Thierry du Bois/laif

Brüssel Der frühere Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“ im Europaparlament – kann das gut gehen? Ein Gespräch über fünf Jahre in Brüssel, Arschlöcher im Plenum, Uploadfilter und den nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul.

Dieses Gespräch ist ein Experiment. Kann es eine Berechtigung haben, sich über das erfolgreichste Friedensprojekt der Geschichte, die Europäische Union, lustig zu machen? Seit fünf Jahren sitzt der Satiriker Martin Sonneborn für die Partei „Die PARTEI“ im Europäischen Parlament. Er soll uns diese Frage beantworten und tritt erstaunlich ernsthaft auf. Doch zur Begrüßung fragt er seine beiden Gäste erst einmal: „Wer ist der Redakteur, wer der Praktikant?“

Herr Sonneborn, ist die EU ein Witz?

SONNEBORN (räuspert sich) Auf keinen Fall. Sie hat natürlich viele komische Aspekte, aber sie ist kein Witz. Sonst würden wir uns auch nicht so ernsthaft mit ihr auseinandersetzen.

Weshalb eignet sich das EU-Parlament für die satirische Betrachtung?

SONNEBORN Es war nicht mein dezidiertes Vorhaben, im EU-Parlament zu sitzen, das Mandat kam ja überraschend für uns. Und jetzt arbeite ich halt mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln, die ich bei „Titanic“ und „Heute Show“ gelernt habe.

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