Gute Idee! Ein Aspekt von #Autokorrektur

Aus Hiltrup on Demand wird Loop Münster

Florian Adler

In Münsters Süden wird geloopt

Vielleicht habt ihr schon von Hiltrup on Demand gehört. Es ist der Arbeitstitel für ein spannendes Projekt, das wir zusammen mit der Stadt Münster ab dem 1. September umsetzen möchten. Dann beginnt eine dreijährige Testphase, die unter dem Namen Loop Münster an den Start geht. Was das Projekt mit den Kleinbussen, aber ohne festen Fahrplan und Linienweg ist, lest ihr hier.

Übrigens: Loop steht nicht nur auf englisch für Schleife, auch plattdeutsch ausgesprochen steht es für Bewegung. Das passt also bestens zum Projekt.

So funktioniert Loop Münster

Unter anderem durch Hiltrup braust Loop

Normalerweise muss sich der Fahrgast bei Bus und Bahn nach dem Fahrplan richten: Eine Fahrplanauskunft verrät mir, wann der Bus zur Haltestelle kommt, wo er herfährt und wo ich umsteigen muss. Loop funktioniert etwas anders. Im gesamten Bediengebiet (wo Loop überall fährt, seht ihr unten) gibt es über 700 virtuelle Haltestellen, die sich meist an Straßenecken oder markanten Punkten befinden oder natürlich auch die normalen Bushaltestellen sind. Die Kleinbusse verbinden alle diese Haltestellen miteinander, ohne Umstieg und Fahrplan. Gerade für die Feinerschließung von Wohngebieten eigenen sich solche Busse besser als die großen Gelenkbusse, die nicht jede Kurve nehmen können und am Linienende viel Platz zum wenden brauchen. Mehr dazu lest ihr im Artikel Metro- und Kleinbus: So könnte Münsters Nahverkehr in der Zukunft aussehen.

Mein Ziel: Der Bahnhof Hiltrup

Am bequemsten bestelle ich mir Loop per App, die kurz vor Start in den Storen bereitsteht. Alternativ geht es auch per Telefon. Ich gebe – nachdem ich mich einmal registriert habe – einfach meinen Standort, Ziel und gewünschte Ankunftszeit an. Eine Software errechnet dann automatisch, wo und wann ich einsteigen soll und beordert einen Kleinbus dorthin. Dabei bündelt sie verschiedene Fahrtwünsche. Es ist also möglich, dass der Fahrer kleine Umwege fährt, um weitere Fahrgäste aufzunehmen oder abzusetzen. Möchte ich aus Amelsbüren zum Bahnhof nach Hiltrup und dort den RE 7 um 10:40 Uhr nach  Köln nehmen, dann bestelle ich meinen Loop mit etwas Puffer so, dass er um 10:30 Uhr am Bahnhof ist. Der Kleinbus fährt aber nicht zwangsläufig direkt über Hanse- und Glasuritstraße zum Bahnhof, sondern bündelt meine Fahrt mit einer anderen, die gleichzeitig von der Meesenstiege aus in die Loddenheide führen soll. Für beide ist das ein kleiner Umweg, der aber nur wenige Minuten kostet und sich für den Klimaschutz lohnt, da nur ein Auto unterwegs ist und keine zwei. Dass der Loop emissionsarm und überwiegend nur mit Ökostrom fährt, versteht sich dabei von selbst. 

Dabei reicht ein normales ÖPNV-Ticket, wer also ein Abo, Semesterticket, Tagesticket oder ähnliches hat, bezahlt nichts zusätzlich. Auch das 90 MinutenTicket kann wie gewohnt im Kleinbus aktiviert werden. Papiertickets können aber nicht gekauft oder abgestempelt werden. Loop wird wochentags von 5 bis 2 Uhr, am Wochenende durchgehend unterwegs sein. 

Hier fährt Loop

Loop deckt vor allem Münsters Süden ab. Start- und Zielpunkt müssen in Hiltrup, Amelsbüren, Mecklenbeck (südlich der Weseler Straße), Berg Fidel, Düesberg, der Loddenheide oder dem Hansa-BusinessPark liegen. Nördlich begrenzen die Metzer- und Friedrich-Ebert-Straße das Bediengebiet. Genauer könnt ihr das auf der Karte sehen.  Das bedeutet, dass ganz verschiedene Gebiet von Loop abgedeckt werden, von dicht bebautem und fast innenstädtischem Wohngebiet am Düesbergweg über Einfamilienhaus-Siedlungen bis zu verschiedenen Gewerbe- und Industriegebieten mit vielen Arbeitsplätzen und Kundenverkehr. Aber auch häufig angesteuerte Ziele wie Krankenhäuser, Schwimmbäder und drei Bahnhöfe werden angefahren. 

Wichtiges Ziel von Loop: Die Erschließung mit dem Nahverkehr verbessern. So fährt Loop auch in der Kanalsiedlung in Hiltrup, die momentan nur durch den Taxibus angefahren wird, im Musikerviertel oder im Waldweg, wo bisher nur einmal die Stunde ein Bus kommt. Auch die Hohe Ward mit dem dortigen Friedhof und das Freibad sind dann zu erreichen. Gerade das große Freibad war bisher nicht mit dem Nahverkehr zu erreichen. 

 Auch neue, umstiegsfreie Querverbindungen, beispielsweise von Hiltrup nach Mecklenbeck, vom Hansa-BusinessPark nach Berg Fidel oder aus der Loddenheide nach Amelsbüren schafft Loop. Davon profitieren zum Beispiel Institutionen wie das Arbeitsamt in der Loddenheide, das Clemenshospital oder das Schwimmbad in Hiltrup, die nun aus dem Süden alle besser zu erreichen sind. 

Aus London für Münster

Über eine Klapprampe kommt auch ein Rollstuhl in den Loop (Foto: LEVC Studio Photography)

Das Fahrzeug wird vor allem aufmerksamen England-Touristen wohl bekannt vorkommen. Es handelt sich nämlich um den LEVC TX, besser bekannt als London-Taxi. In Münster wird es zwar nicht im klassischen Schwarz, sondern in weiß unterwegs sein, die Form ist jedoch unverkennbar. Sechs Sitzplätze bietet das Fahrzeug und ist dabei barrierefrei. Über eine ausfahrbare Rampe können auch Rollstühle, Kinderwagen und Rollatoren ins Fahrzeug gelangen, nur schwere Elektrorollstühle und E-Scooter können leider nicht mitfahren. 

Der LEVC ist ein Hybridfahrzeug, das aber meist elektrisch unterwegs sein wird und zwischendurch an extra errichteten Ladesäulen tanken wird. Das freut übrigens auch private E-Auto-Besitzer, denn an den Ladesäulen wird jeweils ein Platz für Loop reserviert und ein weiterer für die Öffentlichkeit freigegeben. 

Das NRW-Verkehrsministerium fördert Loop

Wir testen Loop nun drei Jahre lang im Pilotbetrieb. Natürlich ist es möglich, dass sich in dieser Zeit auch Änderungen ergeben, die dann ausprobiert werden. Klappt alles, fahren vielleicht bald auch durch andere Stadtbezirke Loops.

Möglich wird das Pilotprojekt durch die finanzielle Förderung des Landes NRW. Der von der Stadt Münster eingereichte Förderantrag wurde im Landeswettbewerb „Mobil.NRW – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ ausgezeichnet, die Stadt Münster erhält eine Förderung von fünf Millionen Euro vom NRW-Verkehrsministerium.