Eltern und Kinder und deren Sexualität

Journelle (@journelle): In meiner Jugend schlief meine Freundin E. sehr oft am Wochenende bei uns. Hintergrund war, dass wir so gemeinsam weg gehen konnten. Meine Eltern bezahlten uns das Taxi und kontrollierten nicht, wann und mit wem wir heimkamen.

Journelle (@journelle): Wir waren ohnehin recht brav, keine Drogen außer Alkohol, wenig Exzesse, kein Trampen oder sonst etwas. Einfach abends zu einer Party oder in die Disko (so hieß das bei uns). Ich knutschte damals maximal vor Ort mit Jungs rum. E. brachte aber von einer Feier mal einen Jungen mit.

Journelle (@journelle): Sie schliefen im Gästezimmer, ich in meinem Zimmer. Morgens saßen wir alle beim Frühstück. Mein Vater, meine Mutter und womöglich auch mein großer Bruder. Völlig entspannt. Meine Mutter schien sich sehr zu freuen, weil sie neue Menschen am Tisch immer spannend fand.

Journelle (@journelle): Als ich einen festen Freund hatte, schlief der selbstverständlich auch regelmäßig bei uns und die einzige Bedingung war, pünktlich zum Frühstück (8/9 Uhr) zu erscheinen.

Journelle (@journelle): Nicht einmal musste ich mir bezüglich meiner Sexualität einen dummen Spruch anhören. Die Männer, die ich mitbrachte wurden insgesamt freundlich empfangen.

Journelle (@journelle): Es gab zuweilen Kritik von meinem Vater, die sich aber eher darauf bezog, ob sie mich gut ernähren können. Ich machte ihn dann aber gern auf sein etwas altbackenes  Weltbild aufmerksam und dann war es auch ok.

Journelle (@journelle): Meinem Vater wäre es jedenfalls niemals eingefallen, meine Beziehungen und mein Sexualleben öffentlich zu diskutieren.

Journelle (@journelle): Diesen Freiraum in meiner Familie spürte eben auch E., die dann lieber bei uns war, als sich mit ihrer in dieser Sache unangenehmen Familie auseinandersetzen zu müssen.

Journelle (@journelle): Insofern zieht sich bei mir alles zusammen wenn ich von Vätern lese, die sich übergriffig über die (sexuellen) Beziehungen ihre Teenie-Töchter lese. Das ist so eklig auf so vielen Ebenen.

Journelle (@journelle): Zunächst einmal der doppelte Standard: Sorge um die Tochter, Stolz auf den Sohn. Hier wird ganz klar deutlich, dass innerhalb einer Familie unterschiedliche Messlatten angelegt werden.

Journelle (@journelle): Klar ist es richtig, dass Mädchen mehr passiert als Jungs aber der Erziehungsauftrag sollte dann doch heißen:

Bring dem Mädchen vor allem bei, klar zu sagen was es will und Grenzen zu setzen und dem Jungen Grenzen zu akzeptieren und Konsens als Grundlage zu verstehen.

Journelle (@journelle): Ein Vater, der pseudobedrohend auf einen Jungen zugeht, den das Mädchen nach Hause bringt, zeigt damit doch nur, dass er seine Tochter für unfähig und alle Männer für Täter hält.

Journelle (@journelle): In einem Alter, in dem Eltern für die meisten Jugendlichen total peinlich sind, ist so ein Verhalten der Gipfel an unangenehm und wird dazu führen, dass sich die Tochter zurückziehen wird.

Journelle (@journelle): Damit verliert der Vater a) die Möglichkeit ggf. die Tochter tatsächlich zu beschützen, weil er nie erfahren wird, was sie macht b) er verliert seinen Status als Vertrauter, falls er ihn jemals hatte.

Journelle (@journelle): Ebenfalls befremdlich-eklig finde ich die Vorstellung, dass der Vater irgendwas bei der Sexualität seiner Tochter mitzureden hätte. Es klingt immer so als würde er sich mit dem Freund auf eine Ebene stellen, als würde ER sie an den nächsten übergeben.

Journelle (@journelle): Nein, Heinz, das ist deine Tochter und ihr Freund ist nicht dein jugendliches Alter Ego. Diese Vorstellung ist nicht gesund und da kannst du noch so viele Tweets dazu in die Öffentlichkeit posaunen. Du bist einfach ein unangenehmer Schmierlappen.

Journelle (@journelle): Und ja. Ich schreibe hier von cis-her Situationen. Einfach weil die besagten Tweets auch darüber schreiben und alles andere sowieso jenseits ihres Geistes liegen.

(Editiert nach 2 Korrektur-Tweets)