Fefes Anmerkungen: Joe Biden ist der nächste US-Präsident.

„Pennsylvania hat wohl das offizielle Ergebnis pro Biden bekanntgegeben, und dann sah es ein paar Minuten so aus, als würden die anderen News Orgs alle darauf warten, dass Fox News das Rennen callt. Aber CNN wurde dann doch hippelig und hat es als erste rausgehauen. Jetzt hat es aber auch die Associated Press gesagt und viel offizieller wird es nicht.

Ich habe ja schon zusammengefasst, wofür Joe Biden bisher so stand. Hoffen wir, dass er altersmilde geworden ist und nicht erstmal ein paar neue Kriege oder Drohnenmordkampagnen anfängt wie das letzte Mal, als er was zu sagen hatte.

Update: Ich hatte befürchtet, das Trump wieder gewinnt. Auf der einen Seite bin ich froh, falsch gelegen zu haben. Auf der anderen Seite hat Joe Biden bisher nicht viel Anlass zu Hoffnung gegeben. Insofern schlage ich vor, dass wir da jetzt alle verhalten optimistisch rangehen. Vielleicht werden wir ja positiv überrascht.

Update: Der virale Clip zur Wahl ist der CNN-Anchor, der spontan in Tränen ausbrach.

Update: Die Schlagzeile zur Wahl kommt von The Onion:

Jubilant Reaction To Trump Defeat Quickly Soured By News Of Biden Win

Schöner kann man das kaum auf den Punkt bringen :-)

Update: Stellt sich raus: Pennsylvania ist doch noch nicht offiziell. AP fand bloß, dass Biden uneinholbar vorne war. m(

Lustigerweise versuchen die Republikaner jetzt die Wahl anzuzweifeln mit Verweis auf kaputte Wahlcomputer. Da kann ich ja echt nur heiser lachen. Solange die dachten, die Wahlcomputer würden die Democrats benachteiligen, sahen sie keinen Handlungsbedarf, aber JETZT kommen sie damit? Das Ausrollen der Wahlcomputer geht auf George W Bush zurück, wenn ihr euch erinnert. Damals mit dem offensichtlichen Ziel (ihr erinnert euch an die Hanging Chads in Florida), die Democrats um ihren Wahlsieg zu bescheißen. Tja, liebe Republicans. Ihr liegt in dem Bett, das ihr euch gemacht habt.

Habt ihr die Four Seasons Geschichte mitgekriegt?

Als die Medien anfingen, Biden den Sieg zuzusprechen, hat Trump getweetet, er werde eine Pressekonferenz machen. Im Four Seasons in Philadelphia. Um 11 Uhr.

Daraufhin rief anscheinend das Four Seasons bei Trump an und meinte: absolutely not. Jedenfalls hat Trump 8 Minuten später getweetet, er meine nicht das Hotel sondern "Four Season's Landscaping". Wait, what? Das ist irgendein völlig unbekanntes Gartenbauunternehmen in einem heruntergekommenen Vorstadtbezirk von Philadelphia.

Als erstes lachte sich George Conway darüber kaputt, der sehr Trump-kritische Ehemann von Trumps Pressesprecherin Kellyanne Conway.

Und alle so: äh, … das ist doch ein Witz? Da hat doch wieder ein niederländischer Teenager Trumps Twitteraccount gehackt und wollte ein paar Tulpen ins Narrativ einbauen?

Ach komm, Fefe, du verarschst uns doch schon wieder!1!! In der Tat sind einige der Tweets schon wieder weg. Hier ist ein Screenshot (lokale Kopie).

Jedenfalls war sich auch die Presse nicht im Klaren, ob das jetzt ein Trollversuch sein soll. Ein paar Presseleute sind dann aufgetaucht. Trump selbst kam nicht. Man erzählt sich, der sei golfen gegangen. Kann ich verstehen. Ist gerade eine stressige Zeit für ihn.

Aber es war kein kompletter Fake-Out. Giuliani trat dann da ernsthaft auf. Auf dem Parkplatz vor diesem Garten-Dingens. Falls ihr euch gerade keine Vorstellung macht, wie ranzig die Gegend ist: Patton Oswald liefert. Ein Haus weiter ist ein Sexshop. Gegenüber ist das Krematorium.

Jedenfalls kam dann Giuliani und hatte im Wesentlichen nichts in der Hand außer "unsere Wahlbeobachter kamen an einigen Orten nicht so nah ran wie sie wollten". Und irgendwelche angeblichen Glitches in irgendwelchen Wahlcomputern, aber Belege haben sie dafür nicht, und sie haben die Wahlcomputer selbst aufstellen lassen. Und wir haben sie vor Wahlcomputern gewarnt. Mehrfach.

Ich finde das einen guten Abschluss für die Trump-Präsidentschaft. Sie fing an mit dem peinlichen Stunt im Trump Tower mit der Fake-güldenen Protz-Rolltreppe und den Jubelpersern. Und sie endete neben einem Sexshop, gegenüber eines Krematoriums, zwischen einem Feuerlöscher und einem Gartenschlauch auf dem Parkplatz einer Gärtnerei.

Mir fällt gerade was auf. Jetzt wäre der perfekte Told-You-So-Moment. Nicht für mich, gegen mich.

Ich mecker doch seit Jahren rum, dass die Democrats so fiese unmoralische Kriegstreiber sind. Keine Military Spending Bill hat so viele Nullen, dass die Nullen bei den Democrats das nicht durchwinken. Kein Land ist schon so zerstört, dass die Democrats nicht nochmal ein paar Bomben drüberwerfen, wie in Afghanistan. Zur Sicherheit. Wo eines Tages jemand bemerkte, dass der Wert der zerstörten Ziele kleiner ist als was die Amis pro Cruise Missile gezahlt haben.

Es gibt einen Moment, wo sich das auszahlt.

Jetzt. Nach einer Wahl. Wenn sich die Welt fragt, ob Trump jetzt möglicherweise mit dem Militär einen Putsch macht.
Nein. Einen Putsch gegen die Democrats macht das Militär nicht. Die haben keinen Grund, Democrats wegzuputschen. Von denen kriegen sie sogar mehr Kohle als sie von Trump gekriegt haben.

Und wie ist es mit den Geheimdiensten? Die hat Trump auch gegen sich aufgebracht.

Ich glaube ehrlich gesagt, dass nicht mal der Supreme Court für ihn putschen würde. Jeder ist in seiner eigenen Story der Held. Keiner der Trump-Appointees will als jemand in die Geschichte eingehen, der dann seinen Benefaktor an die Macht geputscht hat. Glaube ich jedenfalls. Schon gar nicht als eine der ersten Amtshandlungen als neuer Richter am Supreme Court.“

Fefes BlogFefe bei Wikipedia



Perspektive

Gedicht zeigen: Demokratie

Von Thomas Gsella


Ein Monster erfasste die Welt

Und frisst sie in rasender Schnelle:

Die Armen an Geist oder Geld,

Sie wählen mit Lust Kriminelle.

*

Sie wählen ein nachtschwarzes Pack

Aus Mördern, Rassisten und Paten.

Sie stecken sich selbst in den Sack

Und können den Stock kaum erwarten.

*

So liegt auf den Wahlen kein Glück.

Drum bitte ich, ganz altruistisch:

O Königtum, kehre zurück!

Doch anders: Sei voll feministisch

Und linksökologisch vom Besten!

Und weich sei dein Herz, weich und weit!

*

Dies würd’, wie gesagt, ich gern testen.

Ich stünde als König bereit.


Bericht aus der evangelikalen Hölle

Journelle (@journelle): Was mich immer wieder stört, ist diese Überheblichkeit gegenüber Trump-Wähler:innen. So als ob wir mit gleicher Sozialisation nicht ganz genauso wählen würden. Unsere Großeltern waren Nazis, goddamit.

Journelle (@journelle): Thread anyone?

Journelle (@journelle): Haha. Als ob ich fragen würde

Journelle (@journelle): In den 90ern lebte ich in den Südstaaten. Das war noch lange vor Fox News. Mein gesamtes Umfeld bestand aus evangelikalen Christen.

Journelle (@journelle): Aber auch da muss man differenzieren. Es gibt Kirchen, die sind „liberale“ und es gibt Kirchen, wo man sich Schlangengift spritzt um seinen Glauben zu testen. Meine Familie ging in die „Free Will Baptist Church“ am wahnhaften Ende des Glaubensspektrums.

Journelle (@journelle): Und dann muss man wissen, dass es weiße und schwarze Kirchen gibt. Sicherlich gibt es auch eigene Kirchen für Hispanics aber da kenne ich mich selbst nicht gut mit aus.

Journelle (@journelle): Also alles was wir hier als Evangelikal verstehen ist sehr viel facettenreicher. Schwarze Baptisten wählen eher Demokraten und weiße Baptisten eher Republikaner. Und dann gibt es noch weiße Evangelikale, die sozial sehr

Journelle (@journelle): Engagiert sind und auch eher Demokraten wählen.

Journelle (@journelle): Gemein ist allen religiösen Kreisen aber sehr wohl eine hohe Akzeptanz von Nicht-Fakten.

Journelle (@journelle): Hierzu eine Anekdote die ich schon öfter erzählt habe: mein weiße amerikanischer Geschichtslehrer (der seine Tochter zusammengeschlagen hat, als er sie knutschend mit einem POC erwischt hatte) fragte im Unterricht:

Journelle (@journelle): Who of you does believe in evolution?

Journelle (@journelle): Ich war die Einzige, die aufzeigte.

Journelle (@journelle): Evolution wird zwar im Biologieunterricht unterrichtet aber die allermeisten glauben, dass die Welt ein paar tausend Jahre alt ist und von Gott in sieben Tagen erschaffen wurde. Wortwörtlich

Journelle (@journelle): Darüber hinaus ist es auch üblich Ansagen nicht in Frage zu stellen. Was der Pastor vorgibt gilt. Das hinterfragen oder die Interpretation der Bibel ist nicht gewünscht. Es gilt das wortwörtliche Wort und maximal die Auslegung des Preachers.

Journelle (@journelle): Wir haben also eine Gemengelage, in der Fakten nicht relevant sind, in der Wissenschaft nur eine untergeordnete Rolle spielt und in der ein Leader die Ansagen macht.

Journelle (@journelle): Darüber hinaus gibt es eine ganz klare örtliche und soziale Trennung zwischen weißen und schwarzen Amerikaner:innen. Das alles seit Jahrzehnten und Jahrhunderten.

Journelle (@journelle): Wenn man in diesen Umständen aufwächst, mehrfach die Woche in die Kirche geht und es kulturell, sozial und erzieherisch keinen Gegenpol gibt, kostet es enorme Kraft sich dagegen zu wenden.

Journelle (@journelle): Mein damaliger heimlicher Freund (weil schwarz) war recht liberal. Wir führten stundenlange Gespräche am Telefon über Wissenschaft, Glauben und Evolution.

Journelle (@journelle): Er ist jetzt mit einer weißen Frau verheiratet, hat fünf Kinder im Homeschooling, geht auf Purity Bälle mit seinen Töchtern, arbeitet als Missionar und kämpft gegen Abtreibung.

Journelle (@journelle): Fox News und der missionarische Eifer der Evangelikalen haben das regional recht eingrenzbare Phänomen nun zu einem nationalen Phänomen gemacht und Trump hat dies für sich zu nutzen gewusst.

Journelle (@journelle): Noch ein paar Aspekte zum Thema Religion. Was mich am meisten verwunderte war, dass die Religion auf die ich in Tennessee stoß oft nichts mit Barmherzigkeit oder Nächstenliebe zu tun hatte.

Journelle (@journelle): Im Gegenteil, weiße Kirchen begründeten und begründen Rassismus mit Religion.

Journelle (@journelle): Und unter psychologischen Aspekten - meiner Meinung nach - extrem wichtig ist der Aspekt der Angst.

Journelle (@journelle): Angst ist das Kernelement der (extremen) evangelikalen Kirche.

Journelle (@journelle): Angst vor der Hölle ist das Schwert, das in jeder Kirche über den Gläubigen hängt.

Journelle (@journelle): Meine Gastmutter sagte mir mal ganz klar, es gäbe keine Beweise aber sie würde lieber glauben, als nach ihrem Tod in die Hölle zu kommen.

Journelle (@journelle): In der Schule wurden von anderen Schülern Comics verteilt, in denen die Szenen von Ungläubigen, Zweiflern oder Menschen, die die Bibel interpretieren vor dem jüngsten Gericht dargestellt werden.

Journelle (@journelle): Sie kamen alle in die furchtbare Hölle.

Journelle (@journelle): Die Hölle ist für die Menschen dort ein realer Ort und sie wird mehrmals wöchentlich in den Predigten geschürt.

Journelle (@journelle): Diese Menschen, die also Teil eines Kults sind, sind perfekt für Leute wie Trump, die sich als ihre Fürsprecher ausgeben aber letztendlich nur (ökonomische) Macht wollen.

Journelle (@journelle): Trump ist nichts anderes als ein korrupter Fernsehprediger, der den Spin einfach noch eine Ecke weiter gedreht hat.

Journelle (@journelle): So, und wer niemals in einem solchen Kult gelebt hat und nicht weiß, wie hoch der Druck gerade im ländlichen ist, wo es kaum Alternativen zur Kirchengemeinde gibt, der möge bitte nicht so herablassend über „die Amerikaner“ sprechen.

Journelle (@journelle): Mein ganzes Tagebuch damals ist vollgeschrieben mit einer Auseinandersetzung mit diesem Wahn. Einfach weil es mein einziges Outlet war. Und jeden Tag war ich froh, dass ich dort nicht seit Geburt an sozialisiert wurde und eine persönliche Distanz halten konnte.

Journelle (@journelle): Ps: weil jetzt hier ernsthaft eine Diskussion darüber aufkommt, dass nicht alle Nazis waren. Erstmal: diese Technik nennt man Derailing

Journelle (@journelle): Außerdem, toll Karen, dass Deine Oma kein Nazi war.

Journelle (@journelle): Die Amerikaner schön in einer Schüssel werfen aber für Opa ne Differenzierung erwarten.

Journelle (@journelle): Aber ich kann gern spezifizieren: die Deutschen waren über Jahrzehnte Nazis und Mitläufer und haben einen Faschisten gewählt. Es gab kaum Widerstand, Deutschland musste von außen befreit werden.

Journelle (@journelle): Und mein persönlicher Großeltern-Nazi-Ratio war 4/4, zwei davon starben im Krieg und zwei sahen nachher teilweise ein, dass die Nazis schlecht waren.