Nachhaltigen Lebensstil muss man sich erst mal leisten können? Update 25.1.2019: Der Verbraucher ist schuld.

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Schon am Dienstag in der Süddeutschen: Ein Interview mit einem Umweltpsychologen an der FH Dortmund und der Ruhr-Universität in Bochum, Marcel Hunecke (€).

„‚Flugreisen sind die ökologische Keule'“.

Darin zahlreiche alltagsfreundliche Tipps für klimaschonendes Verhalten inklusive dem klaren Hinweis:

Flugreisen sind immer die ökologische Keule, die am Ende einer individuellen Umweltbilanz droht. Mit Flügen, vor allem in die Ferne, reißen wir gewissermaßen alle Umweltentlastungen ein, die wir meist mit viel Mühe im Alltag erreicht haben. Das sollte Menschen klar sein, denen es wichtig ist, nachhaltig zu leben.

Hunecke hilft mir auch bei meinem Nachdenken darüber, ob die wachsende Mobilität der Menschheit seit der Aufklärung eine Hauptursache gesellschaftlichen Fortschritts ist (Kennenlernen anderer Kulturen und Lebensweisen, allgemeiner Gewinn an Wissen und Erkenntnis) oder ihr Untergang (Umweltzerstörung durch Verkehrsinfrastruktur, Emissionen, Zerstörung von lokalen Strukturen und Netzen durch Touristenmassen). Denn er weist darauf hin, dass Reisen als zvilisatorische Bereicherung schlicht anders aussähe als im Moment:

Zeit einplanen. Länger am Ort bleiben, um wirklich mit einer Kultur in Kontakt zu kommen, das braucht Wochen, eher Monate. Das Schlimme ist der kurze Flug für einen Tag nach Paris, dann drei Wochen nach Thailand. Das sind in erster Linie Konsumerlebnisse und damit Teile einer wirtschaftlichen und nicht einer kulturellen Globalisierung. Diese Konsumreisen werden wir uns aus ökologischen Gründen auf Dauer nicht leisten können.

Mit diesem Schwerpunkt an Klimafreundlichkeit ist auch der oft gehörte Vorwurf zu entkräften, nachhaltigen Lebensstil müsse man sich erst mal leisten können, ökologisches Bewusstsein sei elitäres Distinktionsmerkmal: Fliegen als sei es Busfahren und regelmäßige Fernflüge als gravierendste Beiträge zur Erderwärmung können sich arme Menschen gar nicht leisten; sie sind typischer Lebensstil einer Elite mit Geld, die im Bioladen einkauft. Es ist also umgekehrt viel mehr so, dass man sich klimaschädliches Verhalten erst mal leisten können muss.

Quelle: https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2019/01/journal-mittwoch-23-januar-2019-beifang-aus-dem-internetz.ht

(via Mr. Reader)

Update 25.1.2019:

Der Verbraucher ist schuld.