Ich habe die ganze Woche mit Betroffenen und der Polizei gesprochen. Die Polizei betont immer wieder den Grund der Maßnahmen, verliert aber wenig Worte über die Härte, von der die Betroffenen verstört sind. 3/12

Bis 23 Uhr wurden von keinem der 15 Minderjährigen die Eltern informiert. Im Gesetz dazu heißt es, dies muss "auf jeden Fall und unverzüglich" passieren. Es hat mindestens 3 Stunden gedauert. 4/12

Einer jungen Frau wurde über Stunden verwehrt auf Toilette zu gehen. Sie musste über 4 Stunden warten. Das ist rechtswidrig. Ihre Freundin durfte, aber erst nachdem sie nach einer Stunde Schweißausbrüche bekam und sich setzen musste. 5/12

Nicht nur Minderjährigen, sondern ALLEN in Gewahrsam genommenen Menschen steht ein Anruf zu. Sind sie dazu nicht in der Lage, muss das die Polizei übernehmen. Selbst als vereinzelt Menschen in Zellen kamen, konnten sie nicht telefonieren. 6/12

Die Maßnahmen variieren: Einige werden einzeln weggebracht, die meisten in Bussen. Einige kommen in Zellen, andere durften nach 5 Minuten im Polizeikommissariat gehen. Warum das so ist, wollte die Polizei im Einzelfall nicht begründen. 7/12

Über eine Stunde standen die 35 mit erhobenen Händen und dem Gesicht zur Wand. Dies sei notwendig, damit die Beamten nicht angegriffen werden, so die Polizei. 15 davon sind Minderjährige, der Jüngste ist 13. 8/12

Nachdem die 35 jungen Menschen festgehalten wurden, sei schlagartig Ruhe in der Innenstadt gewesen. Für die Polizei bedeutet das, die richtigen gehabt zu haben. Ich frage mich immer noch, wie diese 35 die 400 Personen große Gruppe angeführt haben sollen. 9/12

Der Polizeipräsident sagt am Montag im NDR, unter den Festgehaltenen sei ein Minderjähriger gewesen. Er widerspricht damit den Informationen der Polizei. Auf Nachfrage heißt es, dies sei eine "sprachliche Ungenauigkeit". Dieser Fehler wurde bisher nicht korrigiert. 10/12

Er leistet sich noch eine Ungenauigkeit: "Es sind Menschen festgehalten worden, die vorher Körperverletzung begangen haben, Landfriedensbrüche und Angriffe durch Steine und Flaschen." In Deutschland gilt die Unschuldsvermutung, es muss "begangen haben sollen" heißen. 11/12